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Aus dem Leben der Königin Genevier/Guinevere

 
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Erec von Astolat
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Anmeldungsdatum: 21.12.2008
Beiträge: 8
Wohnort: Mülheim

BeitragVerfasst am: So Dez 21, 2008 3:18 pm    Titel: Aus dem Leben der Königin Genevier/Guinevere Antworten mit Zitat

Zwischengeschichte aus Genevier – Eine Frau kämpft für das Recht

Zirah


Der Regen fiel unaufhörlich.
Genevier stand auf der obersten der breiten Treppenstufen, die zur großen Halle führten. Das Wasser quoll zwischen den groben Pflastersteinen des Burghofes empor, bildete an einigen Stellen sogar Bläschen und suchte sich dann in verschlungenen Bächen seinen Weg irgendwo hin.
Genevier spürte die kühle Nässe unter den bloßen Füßen
Die Türme der Burg San Salvador de Verdera verschwammen im Dunst der Regenwolken. Blei schwer hingen sie über der Bucht des Cap Creus. *
Vom Torhaus übertönte das Stampfen von Hufen das Platschen des Regens. Schon schälten sich aus dem diffusen grauen Morgenlicht die Umrisse eines Pferdes samt seinem Reiter.
Tropfnass, einem alten Lappen gleich, hing ein Banner von der Lanze herab, die der Reiter neben sich senkrecht hielt.
Genevier runzelte die Stirn. Da die Wächterinnen ihn aber hatten passieren lassen, konnte es kein Feind sein.
Kurz vor der Treppe hielt er sein Ross an. Den Wappenschild konnte die Herrin der Burg noch nicht erkennen, da dieser auf der ihr abgewandten Seite des Tieres hing.
Der Reiter neigte grüßend den Kopf. Dann stellte er die Lanze auf den Boden und zog den von Wasserbahnen überzogen Helm vom Kopf.
Langes, welliges pechschwarzes Haar quoll hervor und fiel bis auf die Hüften herab.
Genevier war verblüfft, eine Frau vor sich zu sehen.
Die Fremde sprang vom Pferd herab, versuchte den pitschnassen Mantel etwas zu ordnen, und verneigte sich dann leicht.
„Ich bin Esclamonde de Astolat.“
Geneviers Pulsschlag beschleunigte sich. „Astolat?“ fragte sie und an dem leicht heiseren Tonfall der Stimme spürte man ihre Erregung.
Die Frau trat nun aus dem Regen in den Schutz des Halleneingangs. „Meine Großtante hat hier bei dir ihre letzten Jahre verbracht.“
Genevier schluckte. Ja – irgend etwas an den Augen der jungen Frau erinnerte sie an Dolores.
Die Herrin von San Salvador fing sich wieder und umarmte Esclamonde. „Willkommen auf dem Mont Salvage.“ Sie löste sich. „Aber komm erst einmal herein und werde trocken.“ Genevier rief etwas über die Schulter und schon sprangen zwei junge Mädchen herbei. Eines kümmerte sich sogleich um das Pferd. Das andere Mädchen wurde beauftragt, trockene Kleidung zu besorgen.
In der Halle schaute sich Escalmonde erstaunt um. „Das also ist die alte Burg Parcivals...“ Die junge Frau zeigte sich von den herrlichen Stuckarbeiten und den Balkenschnitzereien an der Decke tief beeindruckt. „Ich hörte, dass du hier großes geleistet hast. Childerich hat in seiner Wut wohl viel zerstören lassen?“
„Das kann man sagen“, kam es von Genevier trocken. Da erschien die Pagin mit Kleidung und Decken. „Jetzt reibe dich trocken und zieh dich um. Wir sprechen nachher weiter.“
Da erschien Eileen auf der Empore. „Oh Besuch zu solch früher Stunde?“
* heute Bucht von Rosas
Sie kam herab und Genevier stellte Esclamonde vor.
Diese blickte verwundert auf Eileens nackte Füße. Ihre Augen wanderten weiter zu Genevier und blieben dann auf deren Füße ebenfalls haften.
„Ihr ... lauft barfuß?“
Eileen lachte herzlich und bemerkte dann: „Das verwundert erst viele Menschen. Aber probier’s – der Boden ist wunderbar warm.“
Genevier legte der Besucherin den Arm sanft auf die Schulter. „Du wirst es später verstehen. Eileen wird dir beim Umkleiden helfen und dann musst du mit uns frühstücken.“
Etwas später sah Esclamonde weit weniger zerzaust aus. Sie trug ein Tempelkleid und ein Cape darüber.
Genevier hatte zusätzlich zur Bodentherme in dem großen Kamin ein Feuer entfachen lassen, denn es blies doch kühl durch die geöffnete Hallentür. Da die Halle aber den allgemeiner Treff – und Mittelpunkt des Burglebens darstellte, wurde sie selten geschlossen.
An den Wänden hängende Pechfackeln verbreiteten angenehmes, flackerndes Licht.
Esclamonde schritt etwas unsicher auf den langen, mit zahlreichen Speisen gedeckten Tisch zu, an dem inzwischen andere Priesterinnen des Gralsordens Platz genommen hatten.
Genevier lächelte Esclamonde zu, die etwas verlegen stehen blieb. Man merkte ihr an, dass sie am liebsten ihre nackten Füße versteckt hätte.
Die Herrin der Burg nahm die junge Frau bei der Hand und führte sie an die Tafel.
„Schämst du dich deiner Füße?“ erkundigte sich Genevier dabei flüsternd.
„Ich bin nie barfuß gelaufen“, kam es ebenso leise zurück. „Ich fühle mich ... nackt.“
Nun hatten sie die Tafel erreicht und die anderen Frauen schauten die ihnen Fremde neugierig an. Genevier stellte Esclamonde vor.
„Dies“, sagte sie dann zu ihr „sind alles Schwestern der Göttin Diana. Der Mutter des Grals.“
Esclamonde nickte den Schwestern freundlich zu. „Meine Großtante hat mir einiges über euren Orden geschrieben. Doch muß ich sagen – vieles habe ich nicht verstanden. Nun ergab es sich, dass ich in Carcasonne weilte und da trieb mich die Neugier hier her. Mit großer Mühe fand ich den Weg zum Mont Salvage.“
Eileen nahm Esclamondes Hand und führte sie zu einem freien Platz an der Tafel.
„Du wirst bald alles besser begreifen. Jetzt stärke dich erst einmal.“




Esclamonde ließ den Blick staunend umhergleiten. Genevier hatte sie in den Heiligen Hain geführt.
Der Regen hatte nachgelassen und schüchtern trat die Sonne aus der bleischweren Wolkenbank. In zahlreichen Nebelwolken, in denen Wassertröpfchen das Licht in unzählige bunte Farben brach, stieg die Feuchtigkeit des Bodens zum Himmel empor.
„Es ist ein Paradies!“ rief Esclamonde aus.
Immer noch leicht unsicher auf ihren nackten Füßen, schritt sie neben der Königin über die warmen Wegplatten. Genevier hatte ihr das Warmwassersystem erklärt.
„Wir nutzen die natürliche heiße Therme und leiten das Wasser durch Tonröhren durch den Garten und die gesamte Burg. Die Kamine benutzen wir in der Regel nur bei ganz extremen Wintertagen zusätzlich.“
Esclamonde staunte immer mehr. Endlich fragte sie: „Und ihr lauft auch im Winter barfuß?“
Genevier lachte nun leise. Dann stellte sie fest: „Natürlich nur auf dem wärmenden Boden der Burganlage. Das heißt – wir sind schon sehr abgehärtet. Doch besitzen wir auch warme Stiefel. Schließlich hilft es niemandem, wenn wir an Lungenentzündung sterben. Doch bietet die Barfüssigkeit gewisse Vorteile. Vor allem im Kampf. Wir sind schneller und wendiger als die Ritter in ihren unbequemen Rüstungen.“
„Aber seid ihr nicht verletzlicher ?“
Die Königin schüttelte den Kopf. „Wir tragen zu den leichteren griechischen Rüstungen Bein und Armschutz. Der direkte Bodenkontakt verbindet uns mit den Kräften der Erde.“
Esclamonde nahm auf einer der halbrunden Marmorbänke Platz. „Ihr erstaunt mich immer mehr. Du musst mir alles genau erklären“, rief sie aus.
„Gern. Wenn du die Zeit dazu hast?“
„Dolores hat mir vieles geschrieben. Es klang manchmal geheimnisvoll. Das weckte meine Neugier. Außerdem ...“
„Außerdem ..?“
„Du musst Dolores viel bedeutet haben.“
Ein leichter Schatten fiel auf Geneviers Züge. Leise entgegnete sie: „Auch sie hat mir sehr viel bedeutet. Ihr Tod ist mir sehr nahe gegangen.“
Esclamonde nickte leicht. „Auch ich habe sie sehr geliebt.“
Genevier nahm neben Esclamonde Platz. „Sie hat nie von dir gesprochen. Weshalb?“
Die junge Frau schaute zu Boden. „Sie hat mir nie recht verziehen, dass ich ...“
Die Herrin von San Salvador schaute Esclamonde fragend an. Diese fuhr leise fort:
„Sie hat mir nie recht verziehen, dass ich am Hofe Childerichs lebte.“
„Und doch hat sie dir geschrieben?“
Esclamonde nickte. „Ja – aber erst, nachdem ich sie zufällig nach langer Zeit wieder getroffen hatte. Ich habe ihr gesagt, dass ich Childerichs Despotismus verurteile. Ich habe auch desöfteren versucht, ihn von seinem Weg abzubringen.“
Genevier zog die Augenbrauen hoch. „Da hättest du wohl eher einem Bluthund die Beute entreißen können.“
Esclamonde lachte hart auf. „Das stimmt. Es hätte mir beinahe die Folter eingebracht.“
Eine Zeit lang herrschte Schweigen. Esclamonde brach es zu erst. „Ich verließ den Hof in Nantes. Ich sah seine Intrigen gegen den Pendragon plötzlich in anderem Licht. Childerich hatte diese Linie des Grals immer als Ketzer dargestellt. Artus und Morgana waren für ihn die Ausgeburt der Hölle.“
„Hm – nun siehst du das anders?“
„Ja! Dolores hat mir die Augen geöffnet.“
Nach einer erneuten Pause wollte Esclamonde wissen: „Setzt Childerich dir sehr zu?“
Genevier zuckte die Achseln. „Er versucht es dann und wann.“
„Als ich von Carcasonne herüber kam begegnete ich einem Reitertrupp. Er wurde von einem Hauptmann namens Phelion kommandiert.“
Genevier richtete sich steif auf. „Wo und wann war das?“
„Gestern in der Abenddämmerung. In der Nähe des Plimizol.“
„Haben sie dich gesehen?“
Exclamonde bejahte das. „Phelion kennt mich gut, daher hielt er mich nicht auf.“
„Hat er nach deinem Ziel gefragt?“
„Ja. Ich antwortete ihm, dass ich nach Juncaria wolle.“
Genevier ließ sogleich die Turmwachen verständigen. Sie sollten nach verdächtigen Bewegungen im Bereich der Burg achten.
Am Abend trafen sich die Priesterinnen wieder zum gemeinsamen Essen in der Halle. Die Wächterinnen ausgenommen.
Esclamonde hatte am Gottesdienst im Diana-Tempel teilgenommen. Man sah ihr an, wie aufgewühlt sie diese Zeremonie hatte. Diese große Hingabe zur Göttin, ohne diese Unterwürfigkeit der christlichen Priesterschaft. Es war nicht dieses winselnde Bitten zur Gottheit, sondern eher ein Gespräch zwischen Diana und ihren Priesterinnen.
Eine völlig andere, offenere Art mit der Gottheit umzugehen, als sie es gewöhnt war.
Esclamonde wandte sich Genevier zu. „Ich bin ehrlich beeindruckt und tief bewegt. Dieser Tempelgottesdienst... er hat mir so viel gegeben. Es war so neu und doch wunderschön. Es scheint, als ob ihr eine Partnerschaft mit der Göttin eingegangen wäret.“
Ygrain saß Esclamonde gegenüber an der Tafel. Sie hatte bisher kaum das Wort an Esclamonde gerichtet – sie stattdessen mehr beobachtet – beugte sich nun etwas zu ihr vor. „Du hast das völlig richtig gesehen. Es ist eine Partnerschaft. Wir haben uns Diana nicht unterworfen. Sie steht zu uns und wir zu ihr.“
„Das ist etwas völlig anderes, als Paulus es gepredigt hat“, warf die junge Frau ein.
Ygrain nickte. „Es ist auch ganz anders, als bei meinen früheren keltischen Göttern. Sie herrschten durch Furcht über die Menschen. Diana beherrscht die Herzen durch die Liebe.“




Die Nacht brachte den Sturm.
Es heulte und jammerte. Die schweren Banner auf den Türmen knatterten, als wollten sie zerbersten.
Genevier ließ sie einholen.
Sie stand hoch oben auf dem Nordturm und blickte über die Berge. Wie drohende Schatten zeichneten sie sich vor dem merkwürdig blaugrauen Himmel ab.
Der Vollmond verursachte dieses Lichtspiel. Er schien die aufgebauschte Sturmwand von innen zu beleuchten. Immer wieder zuckten Blitze zwischen den einzelnen, sich gegenseitig jagenden Wolkenschichten.
Weit in der Ferne – nur wie ein Fünkchen wahrnehmbar – zeichnete sich das Leuchtfeuer von Cadaques ab. Die scheinbar sichere Bucht entwickelte sich bei solchem Sturm als absolute Falle für jeden Seefahrer. Der Wind drückte jedes Schiff unaufhaltsam gegen die Klippen. Schon so mancher Kapitän hatte so schon Schiff und Mannschaft ins Verderben geführt.
Während sie noch hoffte, dass es diesmal keinem Seefahrer beschieden sein möge, in der Sicherheit vortäuschenden Bucht Schutz suchen zu wollen, nahm ihr Auge etwas anderes wahr.
Der Wind zerrte an Geneviers langem Haar und nahm ihr für den Zeitraum vom zwei Wimpernschlägen die Sicht. Mit beiden Händen strich sie ihre Mähne zurück. Sie versuchte das stürmische, dunkle Inferno mit dem Blick zu durchdringen.
Nichts.
Oder doch?!
War da ein Feuerschein zwischen den schroffen Pyrenäenhängen jenseits des Plimizol?
Geneviers Gedanken rasten. Was gab es da?
Eine Mühle. Richtig!
Einmal hatte der Weg sie dort vorbei geführt. Sie erinnerte sich an die große und stämmige Müllerin. Hatte der Blitz eingeschlagen?
Jetzt konnte sie nichts mehr erkennen.
Genevier rief die Wächterin zu sich, die sich zwischen die Zinnen des Turmes gekauert hatte, um etwas vor dem peitschenden Sturm geschützt zu sein.
„Schau dort!“ rief die Königin durch den Wind. „Kannst du dort drüben etwas erkennen?“
Die Frau schüttelte den Kopf. „Nein! Ich sehe nichts.“
Der Wind riß ihr die Worte beinahe vom Mund.
Die Herrin des Grals kniff die Augen zusammen. Doch nun konnte auch sie nichts mehr erkennen. Trotzdem stieg in ihr Unruhe empor.
Sie verließ die Plattform, eilte die steile Treppe hinab und erreichte eine Loggia. Diese stellte eine Verbindung zum Wohnturm dar.
Sie weckte Eileen und Ygrain.
Mit kurzen Worten teilte sie ihnen ihre Beobachtung mit.
Eileen überlegte kurz und meinte dann: „Kann es ein Baum gewesen sein, der vom Blitz getroffen wurde?“
Ygrain hatte den Kopf etwas schief gelegt. Sie war etwas kleiner als Genevier und schaute diese nun von unten herauf an.
„Ich weiß, dass dein Gefühl dich noch nie getrogen hat. Andererseits – sollten wir uns selbst und einige Priesterinnen der Sturmgefahr aussetzen?“
„Es sind etwa zehn Meilen bis zu der Mühle“, meinte Genevier leise.
Eileen riß ihr Schwertgehänge von einem Haken hinter der schweren Eichentür ihrer Kemenate. „Kommt schon!“
Da öffnete sich eine andere Tür auf dem Bogengang. Zerzaust schaute Esclamonde auf den Flur. „Ist etwas geschehen?“
Eileen sagte es ihr.
„Ich komme mit.“
Geneviers abwehrender Einwurf wurde von Esclamonde durch eine unwirsche Armbewegung sogleich erstickt.
Wenig später donnerten vier Pferde in der Sturmnacht über die harten Bohlen der Zugbrücke von San Salvador de Verdera.
Der Sturm griff mit voller Macht nach den vier Frauen.
Der Weg die Serpentinen hinab erwies sich als gefährlich. Der Regen hatte den Boden zwischen dem Felsgestein aufgeweicht und in eine seifige Rutschbahn verwandelt. Mehrfach gerieten die Pferde ins taumeln. Ungeachtet dessen hetzte Genevier ihren treuen Rappen durch die Finsternis.
Schon bald hatten Nässe und aufspritzender Schlamm die Rüstungen der Reiterinnen völlig verschmutzt und in eine unangenehme Kleidung verwandelt. Irgendwann – sie mochten wohl gerade den Rand der Ebene des Plimizol erreicht haben, riß sich Genevier den Helm vom Kopf. Sie wischte sich das Wasser aus den Augen. Dies hatte zur Folge, dass ihr Gesicht eine schmutzige Spur aufwies, die sich von der Augenpartie bis zum rechten Ohr zog.
Die Herrin von San Salvador hatte ihr Ross angehalten. Ihre drei Gefährtinnen taten das selbe.
„Dort hinten – der schmale Pfad führt zur Mühle.“
Die anderen folgten Geneviers Fingerzeig mit den Blicken.
Ygrain ließ ihren Falben tänzeln. „Na – dann los!“
Ohne weitere Erklärung übernahm sie die Führung.
Der matschige Weg verengte sich immer mehr.
„Bist du sicher, dass dies der Weg ist, den du meinst?“ schrie Ygrain durch das drohende Rollen eines Donnerschlages.
Genevier trieb ihren Rappen näher an den Falben ihrer Heerführerin heran und rief zurück: „Ich bin sicher!“
Da führten zwei gewaltige Blitze dazu, dass sich die Pferde vor Schreck aufbäumten.
Ygrain flog im hohen Bogen in den Schlamm des Pfades. Genevier schaffte das beinahe Unmögliche, ihren Rappen zu beruhigen und gleichzeitig nach des Falben Zügel zu greifen.
Schimpfend wie ein gallisches Marktweib rappelte sich Ygrain wieder auf. Scheinbar war ihr nichts passiert. Der aufgeweichte Boden musste ihr Glück gewesen sein. Leicht hinkend zog sie sich an ihrem Falben wieder hoch. „Blödes Vieh“, knurrte sie dabei.
Wieder erhellten mehrere Blitze die Umgebung Tag hell.
Überdeutlich – wie Geistererscheinungen – sahen die vier Frauen die Reiterhorde auf dem Weg entgegenkommen.
Es war nur der Bruchteil eines Augenblicks, doch er brachte die Gralsfrauen in Bewegung.
„Auseinander!“ rief Eileen. Sogleich sprengten sie alle in der nun wieder entstandenen Finsternis in verschiedene Richtungen.
Wie das Rollen eines nahen Erdbebens jagte der Reitertrupp unsichtbar an ihnen vorbei. Der Feind hatte sie nicht wahrgenommen.
Geneviers Herz begann wild zu klopfen. Ihre Ahnung hatte sie nicht getrogen.
Als der Hufschlag, im Platschen des Regens und dem Jammern des Windes zwischen den Bäumen, verebbt war, rief Genevier nach den Kameradinnen. Bald hatten sie sich wieder vereint.
„Ich hatte recht“, rief Genevier. „Wir müssen uns eilen!“
So trieben sie ihre Pferde wieder an und nahmen bald den brenzlichen Geruch wahr.
Ein müdes Feuer flackerte durch Büsche und Bäume – vom Regen beinahe schon wieder erstickt.
Kein Zweifel! Die Horde hatte beabsichtigt, die Mühle anzuzünden. Doch das Wetter vereitelte die Tat.
Da trat ganz kurz der Mond durch ein Loch in der pechschwarzen Wolkenwand.
Vor den Augen der Reiterinnen tauchte die alte Mühle aus der Finsternis heraus.
Mehrere Fenster waren eingeschlagen worden und die Eingangstür hing schief in den Angeln.
So rasch wie das unheimliche Bild aufgetaucht war, so rasch verschluckte die Dunkelheit es wieder.
„Wir schwant nichts gutes“, zischte Ygrain und sprang als erste vom Pferd.
Alle vier beeilten sich, zum Haus zu kommen. Genevier beauftragte Esclamonde damit, an der Tür zu wachen. „Ich denke zwar nicht, dass die Bande noch einmal umkehrt, doch sicher ist sicher.“
Im Haus roch es noch stärker verbrannt und ... nach Tod.
Hier vernahm man den Sturm nur gedämpft, aber es wirkte um so unheimlicher.
„Sucht etwas, was man als Fackel verwenden kann oder ein Talglicht“, erklang Geneviers Stimme.
Eileen ertastete als erste einen Kerzenstumpf. Sie zündete den Docht an und bald gab fahles Flackerlicht ein begrenztes Blickfeld frei.
„Hallo!“ rief Genevier. „Wir sind Freunde.“
Sie erhielt keine Antwort.
„Durchsucht das Haus. Aber nehmt vorher mehr Kerzen“, ordnete sie an.
Ygrain war es, die zuerst das Entsetzen packte.
Durch ihren Aufschrei eilten die anderen zu ihr.
Wie zur Salzsäule erstarrt – das Talglicht in der Hand – hielt sie den Blick auf die Szene gerichtet.
Eileen würgte und auch Genevier verschwamm das Bild für einen kurzen Moment vor den Augen.
Genau vor ihnen hing der Müller. Blut überströmt, skalpiert, entmannt und tot.
Man hatte ihn an einen Balken genagelt.
Der Tod musste als Gnade über ihn gekommen sein.
„Sucht die Müllerin“, kam es krächzend aus Geneviers Mund.
Sie fanden sie wenig später. Sie hing mit den Zehen an einem Deckenbalken. Blut tropfte aus den Peitschenstriemen auf den Boden.
Aber sie lebte!
„Oh Diana“, stöhnte Genevier. „Holt sie da herunter. Bitte rasch!“
Es stellte kein einfaches Unterfangen dar, denn die Frau war sehr groß und stabil.
„Die Folterer haben hart gearbeitet“, bemerkte Ygrain keuchend. „Was mögen sie von diesen Leuten nur gewollt haben?“
Sie hatte die Frau gerade auf den Boden gebettet, als sie durch den heulenden Wind das Klappern von Hufen wahrnahmen.
„Verflucht! Sie kommen zurück!“ knirschte die Heerführerin und riß ihr Schwert aus dem Gürtel.
„Die Lichter aus!“ befahl Genevier. Sogleich wurde es stockdunkel.
Mit gezückten Waffen horchten die Kriegerinnen. Das Schnauben eines Pferdes drang in das Haus. Dann wurde die morsche Haustür aufgestoßen.
„Wo ist Esclamonde?“ fragte Ygrain flüsternd dicht an Geneviers Ohr.
Ein Blitz zerriß die Finsternis und sie sahen eine hünenhafte Gestalt mit einem gehörnten Helm als drohenden Schattenriß in der Türöffnung stehen.
In diesem Moment stürzte von hinten eine zweite Gestalt auf den Fremden zu.
Das konnte nur Esclamonde sein!
„He! Was haben wir denn da für eine Mücke!“ dröhnte der Hüne und Esclamonde gab einen quietschenden Schrei von sich.
„Hehe, sachte“ dröhnte es von der Tür her.
„Verfluchter Kerl!“ rief Esclamonde.
„Holla! Ein Weib? Hier? Wer bist du?“
„Das geht dich gar nichts an. Laß mich los! Du Untier!“
Tiefes Lachen erklang und es wirkte wie ein leichtes Erdebeben im Haus.
Ein Lächeln spann sich über Geneviers Züge, was allerdings in der Dunkelheit niemand sehen konnte.
„Macht Licht“, sagte sie. „Ich glaube, dieses Nilpferd da draußen kenne ich. Und ich danke Diana dafür, dass sie uns den Burschen geschickt hat.“
Die erste Kerze flackerte auf.
„Boltar! Alter Seebär! Ich bin´s – Genevier! Brich meiner Freundin nicht den Hals!“
Einen Augenblick war es still an der Tür. Dann dröhnte es durch das Haus, dass die Balken knirschten und der Kalk von der Decke rieselte:
„Ist’s möglich?! Genevier – mein Wickelkind! Wo bist du?“
Dann brach die Urgewalt eines Wikingers in das Haus ein. Der Freund aus alten Tagen stürzte auf Genevier zu.
Die Begrüßung fiel so stürmisch aus, dass sie tatsächlich um ihr Leben fürchtete.




-



Die Sonne schien freundlich vom Himmel.
Nichts deutete mehr am Cap Creus auf das Unwetter der letzten Nacht hin. Einige noch winzige Pfützen auf dem Burghof trockneten in kürzester Zeit.
Genevier saß auf den Stufen¸ die zur großen Halle hinauf führten. Neben ihr hockte der mächtige Boltar. Genevier war noch nie so froh gewesen, diesen Bären zu sehen. Er befand sich auf dem Weg zu seinem Schiff, als er von dem Unwetter überrascht worden war und in der Mühle Schutz suchen wollte. „Sag mal“, flüsterte er. Allerdings reichte dies immer noch aus, um einem das Trommelfell platzen zu lassen. Genevier rückte instinktiv etwas zur Seite. „Wie geht es der Kleinen?“
Er meinte damit Esclamonde.
Genevier wiegte den Kopf. „Deine freundliche Überraschung brachte ihr vier angeknackste Rippen und einen ausgerenkten Arm ein.“
Boltar schaute betreten drein. „Tut mir leid. Dabei habe ich sie nur ganz zart gestubst.“
Die Herrrin der Burg lachte kurz auf. „Ich bin froh, dass ich deine Begrüßung leben überstanden habe. Mein Freund – die Bekanntschaft mit dir kann lebensbedrohend sein.“
„Aber ... Geni...“
Genevier legte dem Hünen die Hand auf das mächtige Knie. „Schon gut, alter Brummbär. Aber du solltest doch ein wenig mit deinen Kräften haushalten.“ *
Sie erhob sich und marschierte zur Krankenstation. Alyshia berichtete, dass es der Müllerin bald wieder gut gehen würde. „Sie ist sehr robust.“
Wie recht die Ärztin hatte, merkte Genevier am darauf folgenden Nachmittag. Alyshia stürmte aufgeregt die Kemenate, in der die Burgherrin sich einigen schriftlichen Arbeiten widmete.
„Zirah ist weg!“ platzte sie heraus.
Genevier schaute auf. „Wer?“ ---------------- „Zirah – die Müllerin.“
„Hm – die Burg kann sie nicht verlassen haben. Das hätte man uns gemeldet. Komm!“
Genevier rannte aus dem Zimmer, gefolgt von Alyshia. Sie durchkämmten die Burg, aber fanden die Frau nicht. Endlich gelangten sie zur angrenzenden Schmiede. Das laute, kräftige Hämmern drang durch die geöffnete Tür. Der Blasebalg fauchte.
Genevier blieb wie angewurzelt stehen. Ihr Blick war völlig irritiert auf den Schmied Fernand gerichtet, der sich gerade die rußigen Arme in einem Zuber abwusch.
Genevier lief zu ihm und fragte: „Sag mal, Fernand – hast du neuerdings Hilfe in der Schmiede?“
Über das rosige Gesicht des Schmieds breitete sich herzliches Lachen aus.
„Und was für welche!“ Er deutete über die Schulter.
Neugierig betraten Genevier und Alyshia die Werkstatt.
Wie angewurzelt blieben sie stehen. Was sie sahen, mochten sie nicht glauben.
Vor Schweiß triefend , den mächtigen Oberkörper entblöst und mit wogendem Busen drosch Zirah mit dem größten Hammer, den diese Schmiede besaß auf ein glühendes Stück Einsen ein.
Sprachlos machte die Herrin des Gral nun einige Schritte auf das Schmiedefeuer zu.
Zirah blickte auf und ihre Augen blitzten. Sie legte den Hammer zur Seite und kam näher. Frisch zeigten sich noch die tiefen Peitschenspuren. Der Schweiß musste darin brennen, doch das schien die Frau nicht zu stören.
Ein warmes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie sagte: „Du musst Genevier sein, die mich gerettet hat.“

* siehe Hauptteil: EINE FRAU KÄMPFT FÜR DAS RECHT

„Ich bin Genevier. Dein Name ist Zirah?“
„Ja.“
Die Herrin der Burg ließ den Blick über den Amboss gleiten und dann zurück zu Zirah.
„Darf ich fragen, was du hier treibst?“
Zirah lachte kurz auf und wischte sich über die Stirn. „Es mag dir ungewöhnlich vorkommen, aber ich bin eine bessere Schmiedin, als ich je eine Müllerin gewesen bin.“
Genevier setzte sich auf einen dreibeinigen alten Schemel, während Alyshia sich kopfschüttelnd um Zirahs Wunden kümmerte.
Diese wehrte ab und brummte: „Ich bin hart im nehmen und eine solche Folter wirft mich nicht um.“
„Weshalb unterzog man euch solcher ... Behandlung?“
„Dem Herzog von Reims gehört das Land, auf dem die Mülle steht. Wir hatten ein schlechtes Jahr und standen mit der Pacht in der Kreide. Die Burschen wollten das Geld eintreiben. Aber wir hatten nichts. Zuerst folterten sie mich. Ich beschimpfte sie nur. Das brachte diese Burschen so in Wut, dass sie sich über Pedro, meinen Bruder hermachten. Als er tot war, wendeten sie sich wieder mir zu. Irgendwann habe ich dann das Bewusstsein verloren.“
„Du lebtest mit deinem Bruder also zusammen in der Mühle.“ Genevier schlug die Beine übereinander.
Zirah nickte. „Er betrieb die Mühle seit vier Jahren. Das Land gehörte unserem Vater. Bis es ihm der Herzog von Reims abnahm. Er hatte unseren Vater betrunken gemacht und ihm alles abgeschwatzt. Nachdem unser Vater den Vertrag unterzeichnet hatte, wurde er ermordet. Allerdings konnten wir das niemandem nachweisen.“
Genevier kannte den Herzog. Er hatte auf diese Art und Weise zahlreiche Menschen um Haus und Hof gebracht.
„Wieso kennst du dich so ausgezeichnet im Schmiedehandwerk aus?“ wollte sie wissen.
„Mein Vater war Schmied. Die Mühle hat er mehr nebenbei betrieben. Als Kind faszinierte es mich immer schon, zuzusehen, wie Pferde beschlagen wurden oder Schwertklingen hergestellt worden sind.“
„Hm“, machte die Herrin von San Salvador. „Weißt du schon, was du nun nach dem Tode deines Bruders tun wirst?“
Zirah schüttelte langsam den Kopf.
„Nun“, Genevier erhob sich. „Fernand könnte dringend Hilfe in der Schmiede gebrauchen und wenn du hier dein zu Hause finden möchtest ...“
Zirah machte große Augen. „Du meinst ... ich könnte wirklich hier bleiben?“
Genevier nickte.
Doch dann senkte die Frau den Kopf. „Ich weiß sehr wenig über euch. Nur was man sich so erzählt. Alle verehren euch aber ...“
Genevier zog eine Augenbraue hoch. „Aber?“
„Man sagt auch, ihr betet Götzen an.“
Genevier nickte langsam. „Ah ja.“ Dann überflog ein Lächeln ihre Züge. Sie ergriff Zirahs Hand und meinte: „Zuerst bekommst du etwas Vernünftiges zum anziehen, dann zeige ich dir unsere Götzen.“



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Magdalena
Sonne


Anmeldungsdatum: 22.10.2006
Beiträge: 761
Wohnort: irgendwo in NRW

BeitragVerfasst am: So Jan 25, 2009 4:58 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Wow, welch Geschichte. Das war spannend und schön zu lesen!!! Laughing Laughing Laughing

Wer bis du und wo kommst du her Eric von Astolat? (das klingt so edel und aristokratisch)
_________________
Liebe Grüße
Magda
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Erec von Astolat
Newbie


Anmeldungsdatum: 21.12.2008
Beiträge: 8
Wohnort: Mülheim

BeitragVerfasst am: So Jan 25, 2009 8:28 pm    Titel: Betr. Genevier Antworten mit Zitat

Very Happy Hallo - der Name ist mein "Rittername" - da ich Mitglied der deutschen Sektion von THE KNIGHTS OF THE ROUND TABLE OF KING ARTHUR bin

Infoas über mich gibt es: www.genevier.de
www.kriminal-roman.de
www.fuente-kulturzentrum.de


Die ganze Genevier umfasst 3 Bücher.
Habe 23 Jahre recherchiert.
Herzlicher Gruß Frank ( Erec von Astolat)
_________________
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Heike
Komet


Anmeldungsdatum: 13.11.2006
Beiträge: 204
Wohnort: Essen

BeitragVerfasst am: Mo Feb 23, 2009 9:54 am    Titel: Antworten mit Zitat

Lieber Erec von Astolat,

ein Ritter in unserer Runde - das klingt spannend. Was bedeutet das? Bist du Mitglied in einer Art Geheimbund?

Viele Grüße
Heike
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Erec von Astolat
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Anmeldungsdatum: 21.12.2008
Beiträge: 8
Wohnort: Mülheim

BeitragVerfasst am: Mo Feb 23, 2009 2:58 pm    Titel: Kein Geheimbund Antworten mit Zitat

Nein - Ich bin Mitglied von:
THE KNIGHTS OF THE ROUND TABLE OF KING ARTHUR

www.artus-tafelrunde.de

Unser jährliches Artus-Dinner findet am Pfingstsamstag statt ( 19 Uhr )

FÜNTE
Haus der Kunst, Literatur und Musik
Gracht 209 - Mülheim a.d. Ruhr

Buffet-Teilnahme: Euro 10.-

Bedingung: Wer an der Tafel sitzt muss gewandet sein

...........................
Bei Interesse bitte anmelden: www.kulturzentrum-fuente@web.de
Infos: fuente-kulturzentrum.de Laughing
_________________
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Heike
Komet


Anmeldungsdatum: 13.11.2006
Beiträge: 204
Wohnort: Essen

BeitragVerfasst am: Sa März 21, 2009 2:01 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Das klingt richtig spannend - mal eine ganz andere Art der Begegnung ...

Wenn es sich einrichten lässt, werde ich gerne dabei sein.

Liebe Grüße
Heike
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Erec von Astolat
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Anmeldungsdatum: 21.12.2008
Beiträge: 8
Wohnort: Mülheim

BeitragVerfasst am: Sa März 21, 2009 2:04 pm    Titel: Dinner Antworten mit Zitat

Wir treffen uns einmal im Jahr. Immer eigentlich woanders. Diesmal mache ich es nochmal. Vorher wollen wir noch zum Turnier zu Schloss Broich. 19 Uhr ist dann Dinner-Treff.

Weitere Infos: www.artus-tafelrunde.de
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